Foundry Virtual Tabletop is an Alternative to Roll20 and maptool and many other platforms that enable you to play tabletop role playing games online. Foundry is not free software, but you can host it on your own server.
In this example I will use the very good hoster from Germany uberspace. This post is not sponsored I am just convinced for everyone who is willing to use a command line this is the best hoster for foundry on a budget. You can set your hosting price as low as 1€/month but please, if you can afford it set it to 5€ or higher to keep the lights on. But this hoster cares that people can participate online also when they are poor. Also their service is second to none.
Buy foundry
go to their website and buy the software. If you choose banktranfer it will take serveral days for the payment to clear, you will get an e-mail, if it done.
register with uberspace
uberspace is well documented. Chose a username and sign up. the first month is totally free, but you should upload money to your account asap. Yes the entire interface is German but this will change soon. go to the Tab „Zugänge“
and go set and SSH Password. This is a good time to open a document to write down an commands and passwords. (better use a passwordmanager for the latter)
For this tutorial I will assume your username is „alrik“whenever commands have the word alrik you will need to replace them with your username.
connect with your uberspace
If you know how to connect to a server via ssh. skip this section and connect to alrik.uber.space with the user alrik and the password you have set before.
I am going to assume you don’t know what ssh is. It’s a way to securely send text commands to another computer. Servers usually don’t have a graphical user interface. You control them via text commands. To send commands we need an ssh-client program. I recommend putty. It’s minimal and free.
start the program then enteralrik@alrik.uber.space in the host name field. Make sure SSH is chosen as the connection type
then click Open . the window will look something like this
Now enter your password. if your ssh-password is very long (which it should be), you can copy it to your clipboard. Then click in the PuTTY window and right click once to paste the password. No change will be visible, this is normal, then press enter.
you are now connected to your server. Congratualtions!
Installing foundry
Set the node js version
foundry uses something called node.js we need to tell our uberspace server to use version 14.
Enter or paste this in the window:
uberspace tools version use node 14
after a while the command line will look normal again. to verify the change your can enter
uberspace tools version show node
If everything checks out the following prompt will apear after a moment:
Using 'Node.js' version: '14'
prepare installation
mkdir is the command to create new folders foundryvtt and foundrydata. mkir myfolder creates the folder „myfolder“. for foundry we need to create two folders. press enter after each line
mkdir foundryvtt
mkdir foundrydata
to see if you did it correct you can enter ls . this will show you a list of folders. Something like this:
the red lines should say Alrik, or your username respectively. the server name will be different for you
Downloading and unpacking
Download the software to your server. you need to get a current link from the foundry website, the link expires after a few minutes:
you are now in the text editor nano. Paste the text above (don’t forget to enter your username). Then press Control+O then Enter to confirm. „wrote 5 lines“ will be prompted. You now saved the file and closed nano.
start foundry
start the foundry by
supervisorctl update
supervisorctl start all
you can now visit your foundry installation under alrik.uber.space
Thanks
Thanks to everyone in the comments and elsewhere, who is helping to make this guide useful.
Den Kenner unterscheidet vom stumpfen Konsumenten eben auch der Willen zur kritischen Rezeption. Das Rollenspiel verdient es, als Kunstform ernst genommen zu werden. Dazu gehört meines Erachtens eine enttrivialisierte Werkschau.
Das Rollenspiel ist in Deutschland sehr akademisch geprägt: aus den nerdigen rollenspielenden Kindern, wurden nerdige rollenspielende Studierende die jetzt Akademiker*innen sind. Und wenn ich deutsches Rollenspiel sage meine ich damit vor allem das beliebteste Regelwerk in Deutschland: Das Schwarze Auge (DSA). Wer sich das komplexe Moloch DSA mit Vergnügen aneignet hat, der scheitert selten an Studieninhalten. Auch bei der aktuellen und vergangen Autorenschaft, nicht nur bei DSA, sind akademische Abschlüsse überproportional häufig anzutreffen. Das Lesen, Begreifen oder gar Verfassen langer ist weniger Zeichen von Intelligenz als Übung, die eben eine akademische Laufbahn begünstigt und durch sie vertieft wird. Damit haben komplexe Regelsysteme ein veritables Klassismusproblem. Das kann man mit Abstrichen auch über den deutschen Buchmarkt sagen, aber darum geht es mir auch nicht. Angesichts der sehr akademisierten Rollenspielszene ist die Rezeption geradezu vulgär.
Beschwerde über Produktpreise und Lieferverspätungen nehmen zumindest in der Szeneöffentlichkeit eine große Rolle ein. Der „Preis pro Seite“ wird im Wiki-Aventurica, das die Spielwelt von DSA dokumentiert, bei Infokasten zu Publikationen mit angezeigt. Vor allem arme Menschen müssen auf den Preis achten, aber denen kann man ja mit Privatkopien helfen. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass die Fanszene aus Sorge um arme Kinder auf der Preispolitik der Verlage diese Metrik veröffentlicht, sondern um das Konzept eines Preis/Leistung Verhältnisses irgendwie in eine Zahl zu quetschen. Als Schreiberling würde mich so etwas gerade zu kränken.
Screenshot des Wiki Aventurica, der den Informationskasten zur Publikation „Die Dampfenden Dschungel“ , neben Verlag sind auch der Preis und der Preis pro Seite neben weiteren Informationen aufgeführt.
Ja gut der Endkampf hat Spaß gemacht, aber warum? Hat die narrative Struktur ein Bedürfnis in mir nach der Heldenreise befriedigt, von dem ich mir gar nicht bewusst war? Hab ich mich einfach nur über mein Würfelglück gefreut? Kann die Situation der Goblins in der Theaterritter-Kampagne als Allegorie für weltliche Marginalisierte gelesen werden? Hat der NSC über 20 Author*innen und 7 Publikationen hinweg einen schlüssigen Charakterbogen durchlaufen? Die Werkgattung des Settingbandes und des Abenteuers sind eher mit dem des Drehbuches vergleichbar, bei denen auch die Inszenierung wichtig ist. Eigentlich ist es schlimm, dass immer noch in der Schulde Drehbücher gelesen werden statt Videos von Inszenierungen. Wir bewerten einen Kuchen auch nicht danach, ob das Rezept schön geschrieben ist. Aber wir haben in beiden Fällen auch ein Stück weit Kochbücher vor uns.
Da aber Rezensionen und Kritiken sowieso nur wenig geschrieben werden, bleibt es wohl frommer Wunsch eine Art professioneller Kritik als Wertschätzung zur Kunst zu etablieren. Ich komme dem ja auch selbst oft nicht nach, wie denn auch? So gibt es bisher keine Zeitungen, die regelmäßig dafür bezahlen würden, sodass man von Rollenspielkritik leben könnte. So bleibt mir nur, mich an die Verlage und Autorenschaft zu richten: Wir sehen, dass ihr Kunst macht, auch wenn wir das nicht so oft zum Ausdruck bringen. Lasst euch nicht als Kleinkunst oder bloßes Konsumgut geringschätzen. Die Hochkultur ist vor allem eine Kultur der hohen Nasen. Vielleicht bleibt wenigstens der Impuls bei einigen ihre Rollenspielschätze nochmal mit neuen Augen zu sehen und ganz anders Wert zu schätzen.
Ich möchte zunächst einmal auf die afaik einzige Review zu dieser Regionalspielhilfe einer PoC ist verweisen und die Lektüre sehr empfehlen. Sie stammt von Hotzenplot und ist im Tanelorn Forum veröffentlicht worden. Wenn ihr nur vorhabt eine Rezi zu lesen, dann nehmt lieber die Verlinkte, als diesen Text hier. Der Text hier ist unfertig, aber einige Fragmente erscheinen mir doch nützlich. Es sind Gedanken zur Spielhilfe unter einer Gesellschaftkritishcen Betrachtung, kein Review.
Gesellschaftliche Einordnung
Ich habe mich bereits mit Kolonialismus bei DSA beschäftigt. Eine Autorin des Bandes, Zoe Adamietz, hat sich auch zu dem Thema geäußert:
Transkription des Videos: 5:41 Wir hatten uns vor allem vorgenommen die unterschiedlichen Stammesvölker Meridianas , anders als in vorherigen Editionen eben nicht so sehr aus der Perspektive zu beschreiben, die die Mittelreicher mitbringen. Und zu sagen damit der Mittelreicher ist der Standard Aventuriens, wir beschreiben immer alles mit einer gewissen gefärbten Sicht. Es hatte sicher an manchen Stellen auch praktische Gründe, dass das so gemacht wurde, weil viele Einsteiger in Das sich durchaus mit dem Mittelreicher identifizieren bis zu einem gewissen Grad sei das jetzt aufgrund persönlicher Herkunft oder mit einer allgemeinen Vertrautheit mit Mittelaltersettings, die es ja in vielen Fantasy Settings gibt. Oder auch weil viele Einsteigerabenteuer im Mittelreich spielen, insofern war dieser Ansatz nicht grundsätzlich falsch. An vielen Stellen war es aber durchaus der Fall, dass es heute, aus unserer Sicht eigentlich als Beschreibung nicht darstellen konnten was für einen Reiz diese Kultur ausmacht und eine Andersartigkeit zum Mittelreich nicht immer nur ein abweiche und ein exotischer Faktor ist der gar nicht richtig verstanden werden kann, weil das ist alles unverständlich und exotisch und die haben ja ihre seltsamen Bräuche und alles wird so ein bisschen herablassend betrachten bis zum Gewissen Grad. Das wollten wir eindeutig so nicht mehr machen, sondern aus der Perspektive dieser Leute selber schreiben wie sie leben wie es dort aussieht, inwiefern es sich natürlich auch unterscheidet für viel Leser auch eben, welche die sich noch nicht so gut auskennen oder vielleicht sogar mit DSA 5 eingestiegen sind überhaupt kein Vorwissen haben. [..]8.03 Die Perspektive, die wir grundsätzlich als Startpunkt eingenommen haben ist, erstmal eine grundsätzlich andere.
Was dort beschrieben wird, ist der sogenannte white gaze, die Perspektive von Weißen. Die meisten Bücher der Welt werden so geschrieben, dass man von Weißen Konsumenten ausgeht. Es gibt diesmal eine Einordnung im Quellenband zum Thema Rassismus und Kolonialismus im Rollenspiel. So etwas habe ich mir explizit gewünscht, und bin froh, dass sie da ist.
[…]Einige Kolonialmächte, allen voran das mächtige Al’Anfa, hegen wenig Skrupel, mit Gewalt in die Gebiete der Stämme einzudringen, um sich ihre Ressourcen einzuverleiben, denn die nach ungewohnten Prinzipien organisierten Dorfgemeinschaften erscheinen in den Augen der aventurischen Kolonialmächte kaum als kultiviert. Diese inneraventurische Perspektive mag so manch ein In-Game-Text in diesem Band durchaus einnehmen, jedoch möchten wir in unseren Beschreibungen eine unvoreingenommene Perspektive auf die südaventurischen Stammeskulturen bieten, ohne dabei in erster Linie den Standpunkt eines hellhäutigen Mittelreichers einzunehmen.[…]
Die Dampfenden Dschungel S. 8
Es sind die Vorurteile von Weißen wie mir und den Autor*innen, die in DSA eingeflossen sind und auch immernoch einfließen, nicht die der Mittelreicher. Die Mittelreicher sind ein weißer Avatar. Aber das Thema wird angesprochen und das ist ja schonmal was. Eine allzu offene Thematisierung dessen, dass die Kolleg*innen und die Kundschaft Jahrzehnte lang rassistische Klischees bespielt und reproduziert haben, würde vielleicht nur Renitenz statt Reflexion verursachen. Ein Bekenntnis zu eignen Fehlern hätte leicht in Virtue-Signaling enden können, was aber es aber nicht weniger notwendig macht. Meiner Meinung nach ist es keine Lösung die Verantwortung für die rassistischen Darstellungen, welche man eingebaut hat dem Mittelreicher*innen, welche man sich genauso ausgedacht zuzuschreiben.
Vielleicht habe ich offene Türen eingerannt, aber ich fühle mich von Ulisses mit meiner Kritik ernst genommen und sehe Umsetzung einiger meiner Vorschläge. Auch die Zielsetzung des Bandes ist ein Meilenstein:
Vor allem soll das Setting mit diesem Band jedoch von der Seite der Dschungelstämme bespielbar werden: Er gestaltet die Kultur der südaventurischen Stämme für Spieler zugänglicher und erlebbarer. Dazu liefert er umfassende Hintergründe zur Gesellschaft der Waldmenschen und Utulus.
Die dampfenden Dschungel S. 8
Das habe ich zumindest noch bei keinem anderen Rollenspiel so gesehen. Bei Dungeons und Dragons wird ähnlich gerungen, dieses Franchise hat den Vorteil inzwischen auf eine sehr diverse Fanbase zurückgreifen zu können, weshalb das Fandom dort sehr viel inklusiver geworden ist, als man es noch bei „das schwarze Auge“ beobachten kann.
Gute Neuerungen
Inhaltshinweis: der Rest des Texes reproduziert und thematisiert rassistische Medieninhalte.
Der Stamm Shokubunga heißt jetzt anders und zwar „Shuritakha“. Endlich. Im Regelwerk und im Regelwiki ist noch der alte Name zu finden. „Bunga“, häufig als „unga bunga“ ist pseudo Höhlenmenschensprache. Als „bunga bunga“ seit Berlusconi auch bekannt als Euphemismus für Beischlaf. Es gibt das Klischee des primitiven Schwarzen, auch vor allem des Schwarzen Manns als Vergewaltiger, als Bestie. In den USA werden deshalb auch häufig Schwarze als „UngaBungas“ beleidigt. Schwarze Menschen und andere People of Color werden oft mit Essen, z.B. Schokolade, verglichen, was diese nicht wollen. Schokobunga ist also eine Kombination aus zwei rassistischen Verunglimpfungen.
Die Umbenennung des Stamms wird in einem Ingame Zitat einer weißen Forscherin zu sehr als putziges Verhalten der „ach so mysteriösen“ Indigenen dargestellt, aber es bleibt eine Verbesserung. Weil ich die alte Edition nicht in der Tiefe kennen kann ich nur vermuten, dass noch mehr dieser Altlasten aus alten Editionen beseitigt wurden.
So nicht: I do not know who I am, I don’t know why I’m here, all I know is that I must kill.
Was mir positiv Auffällt ist das aus jeder Beschreibung von „Indigenen“ (ich setze das in Anführungszeichen, weil es ja nur vorgestellte Völker sind) der Impetus anzumerken ist sie als komplexe Menschen mit Gefühlen, Bedürfnissen und Gedanken darzustellen. Ein spürbarer Tonwechsel zu vielen anderen Texten .
Alrik und die Rache der Klischeekiste
Aus anderen Rückmeldung zu dieser Regionalspielflöte weiß ich, dass viele Inhalte aus der Vergangenen DSA Versionen einfach übergangen wurden. Ich hoffe, das betraf ebenfalls Medienempfehlungen, die sind nämlich zum Teil vollgestopft mit der problematischen „mittelreichischen“ Perspektive.
Verschiedene Filme und Serien können wertvolle Inspirationen für das Spiel in Meridiana liefern – je nach Ausrichtung der Geschichte. Viele klassische Abenteuerfilme enthalten Elemente und Anregungen, die sich im Rollenspiel sinnvoll einsetzen lassen. Gut recherchierte Dokumentarfilme ermöglichen eine reflektierte Auseinandersetzung mit den Folgen der Kolonialzeit, welche noch immer das eurozentrische Bild vom Regenwald und seinen Bewohnern verklärt.
Die dampfenden Dschungel S. 10
Medienempfehlungen aus der alten Edition und warum ich Sie nicht teile:
Der Weg nach Eldorado[2]– Sexismus,Fetischisierung und Ignoranz gegenüber dem Grauen des Kolonialismus
Tarzan – „Tarzan,the killer of beasts and many black men“
Apocalypto – Maya sind wilde Mörder. Ethnolog*innen sehen den Film als schädlich an. Echte Nachkommen dieser Kultur werden aufgrund der dort gezeigten Stereotype immer noch ermordet.
Diese Empfehlungen passt nicht zum Credo des Buches. Die Filme sind nicht wertvolle Inspiration, sie sind Weiße Vorurteile, welche die meisten der DSA Fans zu genüge kennen. Natürlich sind auch Dokumentationen enthalten bei den Empfehlungen und Sachbücher. Aber auch Blackpanther ist am Ende ein Produkt welches die Taschen der Disney-Aktionär*innen füllen soll und keine subversive Kunst, sondern eine Ausnahme, welche Druck von der Regel nimmt es ist lediglich next level Racist. Daher empfehle ich die Unterhaltungsfilmempfehlungen des Bandes komplett zu überspringen und Ixcanul – Träume am Fuße des Vulkans einen Blick zu schenken, in dem es um eine Maya Familie geht. Eine Produktion eines Filmemachers aus Guatemala, die auch vor Ort gedreht wurde.
Reel Injun – behandlet die Klisches und Falschdarstellungen von Indianern in Western und Co
Schade ist es, dass anscheinend keine BIPoC am Buch beteiligt wurden. Auch die 32 Illustrator*innen die insgesamt einen tollen Job gemacht haben, sind, soweit ich das ermitteln konnte, alles weiße Deutsche. Warum ist das Relevant? Weil bei einem Sensitivity Reading oder auch einfach nur einem bunteren Team einiges aufgefallen wäre. Z.b., dass ausgerechnet die eigentlich seltene Praxis der Schrumpfköpfe in eine Sonderfertigkeit zu gießen vielleicht nicht das differenzierteste Bild von Menschen die in „Urwäldern“ leben zeichnet. Man hätte einen Recon beschließen können, statt Schrumpfköpfe immer wieder im Band zu thematisieren und sich dabei verfälscht anzueignen. Apropos Urwald: es häufen sich die Anzeichen, dass zumindest der Amazonaswald eher ein riesiger Garten ist. Auch ausgerechnet die Schamanen eines indigene Stamms gorrila-ähnlich abzubilden könnte vor allem am US Markt noch zu einem Problem werden. Das Sensitivity Reading ist bei Ulisses noch neu und leider war dieser Band noch nicht Teil davon. Man darf auf die 2. Auflage hoffen.
Das Weiße Auge schläft nicht
Diese Regionalspielhilfe kann als Beweis für die Notwendigkeit von Sensitivty Reading gesehen werden. Auch die wohlwollendsten und aufgeklärtesten Weißen Deutschen sind aufgewachsen mit den (impliziten) Vorurteilen unserer Gesellschaft. Die Möglichkeiten und Grenzen von einfach nur wohlwollenden Autoren sind hier deutlich geworden. Auch mir ist zum Beispiel nicht aufgefallen, dass „Waldmensch“ eigentlich die Fremdbezeichnung ist, welche ja vermieden werden sollte. Hotzenplot hat das angemerkt. Ich habe meine Zweifel ob Moha weit genug Weg ist vom M-Wort. Indigene Menschen würden Ulisses auch ein paar Takte dazu erzählen, dass die Firma sich als „Stamm“ versteht.
Ab und zu Spielt man Piraten im Rollenspiel und sucht dafür nach coolen Handouts. Die Suche nach einem Kaperbrief führte mich zu dieser Übersetzung eines echten historischen Dokumentes. Ich habe das Dokument dann selbst ins Deutsche übersetzt. Die Transkription habe ich nicht geprüft, aber der Inhalt ist stimmig und für das Tischrollenspiel als Papier zum Austeilen reicht es allemal. Vielleicht könnt ihr ja den Text auch brauchen für eure Runde oder Kindergeburtstag:
Der Kaperbrief
Staat XY
Durch den Gouverneur
Anweisungen an Alrik Mittelreicher, genannt der Alrik der Aal, Seemann, Kommandant eines Schiffs des Namens „Zitteraal“, die Kapitän Rüben, meinem Untertan aus den Westmarken gehört.
Sie können mit Waffengewalt alle Schiffe und andere Schiffe, die dem Reich Dunkelheim oder einem ihrer Untertanen oder Alliierten gehören, auf hoher See oder zwischen den Hoch- und Niedrigwassermarken angreifen, unterwerfen und einnehmen, mit Ausnahme von Schiffen oder Schiffen mitsamt ihrer Ladung, die Einwohnern oder Bewohnern des Staat XY gehören, oder anderen Schiffen oder Schiffen, die Personen mit der Absicht, sich in den Staat XY aufzuhalten, bringen, die Sie unbehelligt passieren lassen, deren Kommandanten eine friedliche Durchsuchung gestatten und zufriedenstellende Informationen über den Inhalt der Ladung und das Ziel ihrer Reisen geben.
Sie sollen solche Schiffe und Boote, die Sie ergreifen, mit ihren Waffen, Takelage, Ausrüstung, Kleidung, Möbeln und Ladung zu einem geeigneten Hafen in diesem Staat bringen, damit daraufhin ein Verfahren in angemessener Form vor den Gerichten durchgeführt werden kann, die dann ernannt werden, um zivile und maritime Angelegenheiten zu hören und zu entscheiden.
Sie oder einer Ihrer leitenden Offiziere sollen den Kapitän und den Lotsen sowie eine oder mehrere Hauptpersonen der Gesellschaft jedes Schiffes, das von Ihnen ergriffen wurde, so bald wie möglich nach der Gefangennahme zu dem Richter oder den Richtern des oben genannten Gerichts bringen oder schicken, damit sie unter Eid befragt werden und auf die Fragen antworten, die bezüglich der Interessen oder des Eigentums des Schiffes und der Ladung gestellt werden können, See Brief, angeheuerte Mannschaft, Ladebrief, Pakete, Briefe und andere Dokumente und Schriebe, Depeschen et cetera, die an Bord gefunden werden, die besagten Papiere durch die eidesstattliche Erklärung von Ihnen selbst oder einer anderen Person, die bei der Gefangennahme anwesend war, so vorzulegen, wie sie ohne Betrug, Hinzufügung, Unterschlagung oder Veruntreuung empfangen wurden.
Sie sollen jedes Schiff und jede Ladung, die Sie erbeutet haben, so lange behalten und bewahren, bis sie von einem ordnungsgemäß befugten Gericht als rechtmäßige Beute anerkannt oder freigesprochen werden, ohne sie zu verkaufen, zu verderben, zu verschwenden oder zu vermindern oder ihre Masse zu zerstören oder so etwas zuzulassen.
Ihr sollt mir bei jeder passenden Gelegenheit schriftliche Berichte über die Gefangennahmen, Kopien Eures Tagebuchs von Zeit zu Zeit und Informationen über die Anzahl und Namen der Gefangenen sowie alles, was Ihr über die Pläne des Feindes und die Ziele, Bewegungen und Operationen seiner Flotten und Armeen herausfindet, zusenden.
Ihr werdet alle weiteren Anweisungen befolgen, die ich Euch später in den Räumlichkeiten erteilen werde, in denen Ihr davon Kenntnis erhaltet. Sie sollen weder selbst noch durch Ihre Besatzung irgendeinen unerlaubten Handel mit dem Feind auf Long Island betreiben, sondern Sie sollen darauf achten, jeden unerlaubten Handel mit der besagten Insel oder irgendeinem anderen Ort innerhalb der feindlichen Linien oder des feindlichen Herrschaftsgebiets aufzudecken, und Sie sollen alle Personen, von denen Sie entdecken, dass sie an einem unerlaubten Handel oder an verräterischen Praktiken mit dem Feind beteiligt sind oder einen solchen betreiben, gemäß dem Gesetz, das in einem solchen Fall gemacht und vorgesehen ist, zur gerechten Strafe bringen, und wenn Sie irgendetwas tun, das diesen oder anderen Anweisungen, die später gegeben werden, zuwiderläuft, oder wenn Sie absichtlich zulassen, dass solche Dinge getan werden, verwirken Sie nicht nur Ihre Kommission und sind für eine Klage wegen Verletzung der Bedingungen Ihrer Bürgschaft haftbar, sondern sind dem Geschädigten für den Schaden verantwortlich, der durch solche Fehlverhalten entstanden ist.
Sie sollen von dem Zeitpunkt an, an dem Sie zu Ihrer Fahrt aufbrechen, Ihr Tagebuch führen und jede materielle Ressource aufbewahren und Ihre Fortschritte am Ende von vierzig Tagen an mich oder an Admiral Konziosus in Stadt XY übermitteln.
Im Rollenspiel stellt man andere Personen dar. Einige Systeme und Settings ermöglichen auch die Darstellung marginalisierten Gruppen. Ein heißes Eisen ist insbesondere die Darstellung von Schwarzen Menschen. Der Rassimus, vor allem die rassistische Praxis des Blackfacing hat die Situation aufgeladen, wie Weiße People of Color insbesondere schwarze Menschen darstellen.
Wenn wir nun davon Ausgehen, dass überwiegend weiße Leute in Deutschland Pen and Paper betreiben, weil sie nun mal auch die Mehrheit der Bevölkerung sind, ist das dann nicht wie Blackface, wenn es BiPoc dargestellt werden? Nein, solange man nicht gerade ein Klischeebündel spielt. Das ist nicht meine Meinung, sondern der Konsens aller Stimmen von Betroffenen die ich finden konnte. Zum Beispiel vom Erfinder von Wakandu Chronicles einem kostenlosen Afrofantasie D&D 5e Setting und einem in Entwicklung befindlichen MMORPG. Schreibt in dem kostenlosen PDF, folgendes:
Ist das kulturelle Aneignung, wenn ich als nicht POC oder Schwarze Person dieses Setting Spiele? Toll, dass Sie gefragt haben! Ich kann Ihnen sagen, wenn Sie sich das gefragt haben, ist es sehr wahrscheinlich nicht. Sind Sie hier, um die Kulturen hinter diesem Buch zu verstehen, zu feiern und zu unterstützen? Nach Jahrhunderten der kulturellen Vernichtung, nach dem Niederbrennen von Städten und Tempeln, nach dem Verbot von Sprachen und Schriften, nach dem Anketten und Erniedrigen von Menschen, glauben wir, dass es an der Zeit ist, dass Schwarze Kulturen glänzen, und zwar durch alle Arten von Medien: durch Filme wie Black Panther, durch Musik wie Black is King und sogar durch Spiele, wie dieses Buch und sein kommendes Videospiel-Pendant: Wir wollen, dass Schwarze Kulturen und Fantasien in der Mainstream-Gesellschaft Fuß fassen. Japan hat von der breiten Übernahme seiner kulturellen „Tropen“ wie dem Samurai oder Ninja profitiert. Japanischen Autoren geht es besser, sie haben ein größeres Publikum und mehr Respekt und Anerkennung für ihre Kultur. Wenn Sie uns alles Gute wünschen, spielen Sie bitte und verbreiten Sie es weiter, es ist ein kleiner Akt der Rebellion gegen all die Unterdrückung, die wir ertragen mussten. Die Kolonialherren und Sklavenhändler wollten, dass unsere Kulturen und unsere Geschichte verschwinden, und sie wären bestimmt nicht erfreut, wenn Sie sie mit uns feiern würden – also tun Sie es. Lasst uns Afrofantasy normalisieren, helft uns, sie zum Mainstream zu machen – wenn ihr mit Respekt und einem offenen Geist kommt, umarmen wir euch und freuen uns darauf, die Wunder von Wagadu mit euch zu teilen.
Die Frage nach der Grenze zwischen Interesse an einer Kultur und kulturellen Aneignung ist die Frage nach dem Unterschied zwischen einem Einbruch und einem Besuch.
Bist du eingeladen oder nicht?
Hinterlässt du einen Schaden?
Nimmst du etwas mit was nicht deins ist?
Cypheroftyr (Tanya C. DePass) hat in diesem englischsprachigen Blogpost einige konkrete Fragen aufgeschrieben, die man sich stellen kann um nicht „Blackface auf Papier“ aufzuführen. Auch James Mendez Hodes gibt auf seinem Blog einige nützliche Hinweise dazu wie man Schritt für Schritt vom Klischee wegkommt.
Als Spieleitung braucht man ab und an eine okkulte Schrift. Die Henochische_Sprache ist eine solche die historisch zur Kommunikation mit Engeln eingesetzt wurde. „Zufällig“ ist sie phonetisch auf den Raum des Englischen beschränkt. Aber vielleicht war das einfach nur das was AlchemistJohn Dee von den Engeln verstanden hat 😉
Ich habe im Zuge meiner Arbeit an einem Rätselabenteuer eine Schriftart daraus gemacht. Ihr könnt enochian.font auf dafont kostenlos herunterladen.
Im Pen und Paper Rollenspiel stellt man als Spielleitung alles da, was nicht die Spieler*innen sind. Das Wetter, die Umwelt und auch andere Figuren, die sogenannten „nicht Spieler Charaktere“, kurz NSC, oder auf Englisch non-play-characters (NPC). Oft hört man in Spielberichten, dass NPC’s welche man spontan improvisiert werden von der Gruppe am meisten angenommen und gemocht werden. Dagegen geht oft sehr viel Arbeit in einen NPC der kaum auftaucht. Deshalb hat sich Pete vom Youtube-Channel „Mit Vorteil“ eine Methode mit einer „blöden Tabelle“ ausgedacht. Diese habe ich Pete’s dumme NPC Methode getauft.
Pete erklärt seine Methode selbst in diesem Video
Die Spalten der Tabelle sind:
Funktion
Merkmal+Verhalten
Problem
Beziehungen
Details
Statt vorher fest zu legen wer welche Funktion hat, werde verschiedenen NPC’s vom äußern her oberflächlich beschrieben. Dann bekommen diejenigen mit denen die Gruppe interagiert/gut reagiert eine Funktion und ein Merkmal aus der Tabelle.
Anstatt die Gruppe zu zwingen, den windige Person in der Ecke der Taverne an zu sprechen ist dann die Bedienung die Informantin, nach der die Gruppe sucht.
Funktion
Funktion für den Plot/ das Setting. Die Person ist nützlich in der Welt, ersie hat Informationen, Fertigkeiten oder Ressourcen, die für die Gruppe von Wert ist. Ein klassisches Beispiel ist Wohlstand. Das ist immer zu gebrauchen. Ansonsten muss es mit der Kampagne oder dem Abenteuer zusammenpassen. Man braucht keine Kapitänin in der Wüste, es sei denn es gibt magische Schiffe, die durch die Wüste segeln können.
Ein Verb. Man muss es Darstellen können, daher lieber ein Tun-Wort. Darstellen bedeutest, dass du als Spielleitung es hinbekommst.
redet schnell
trägt zu enge Hosen
fasst sich häufig an die Nase bei reden (Slavoj Žižek)
Problem
Kluge Wesen haben immer Probleme, so ist das Leben. Manche sind größer, manche sind kleiner. Probleme sind auch ein toller Einstieg in die Handlung. Denn wenn deine Gruppe sich für die Person interessiert, interessiert sich die Gruppe auch für die Probleme.
Schulden
eine offene Rechnung
kann bei Vollmond nicht schlafen
will in die Fußstapfen der berühmten Eltern treten
Beziehungen
Kein Mensch ist eine Insel, Beziehungen verwurzeln Figuren in der Welt. Eine Welt voller einsamer Weisenkinder ohne Freunde wäre sehr Disfunktional.
Details
Kommen von der Gruppe. „Die Person hat einen aufwendigen Mantel an, wie sieht er aus?“
Die bisherige Beschreibung der Grolme ist geprägt von antisemitischen und antiziganistischen Denkweisen. Eine bloße (schnelle) Überarbeitung der Grolme wäre nicht ausreichend und würde dem eigentlichen Anliegen nicht gerecht werden. Wir als Firma wollen diese rassistische Darstellung auf keinen Fall verbreiten.
Im Pen and Paper Rollenspiel „das Schwarze Auge“, kurz DSA, werden Regionen und Kulturen an irdischen Vorbilder angelehnt. Da die DSA Redaktion seit gut 30 Jahren von weißen Deutschen dominiert ist, sind die Darstellungen dieser Anleihen Karrikaturenhafter je entfernter die aneignete Kultur von der Lebenswirklichkeit des durchschnittlichen Deutschen ist.
Andere Kulturen als Gemischtwarengeschäft zur eigenen Belustigung zu betrachten ist was man in progressiven Diskursen als „kulturelle Aneignung“ bezeichnet. Ob das ein schöner kultureller Austausch ist oder eine weitere Ausbeutung, kommt jeweils im konkreten Fall an, nicht zuletzt darauf wie die Machtverhältnisse zwischen den austauschenden Kulturen sind. Eine weiße US-Amerikanerin in Lederhose stört kaum einen Bayern, während traditionellen Federschmuck tragen im Kontext der Unterdrückung der indigenen Völker Amerikas als Verletzend gesehen wird.
Struktureller Antisemitismus
Als strukturell antisemitisch werden Ideologien bezeichnet, die sich nicht ausdrücklich gegen Juden richten, aber dem „klassischen“ Antisemitismus von ihrer Begrifflichkeit und Argumentationsstruktur her ähneln.[…]
Das Rollenspiele mit der Gewohnheit sich bei anderen Gruppen zu bedienen ohne Reproduktion von strukturellen Antisemitismus aus käme wäre eine Überraschung. Dazu müsste man tradierte Stereotype nämlich kennen und hinterfragen.
Vertrieben wird DSA von Ulisses Spiele. Das ist die Firma die, um nur zwei Beispiele zu nennen, unbedarft kurzzeitig den Landser vertrieb als man das Angebot eines anderen Verlags listete. Und auch einen Penislängenbonus für schwarze Menschen in eines ihrer Bücher schrieb – alles jeweils bis zum Aufschrei der offenbar besser informierten Fan-Öffentlichkeit.
Zu sagen , dass bei Ulisses das kritische Bewusstsein um Stereotype „noch am Anfang“ steht, ist also keine bösartige Unterstellung. Zur Wahrheit gehört aber auch: für mich hat Ulisses glaubwürdig jedes mal etwas gelernt und die Fehler so gut es geht behoben.
Das Verlagshaus muss sich nicht grämen, es ist in guter Gesellschaft die eigene Kultur und unkritisch als „Kulturschatz“ zu pflegen. Erinnert sei an die Debatte um die deutsche Leitkultur. Unter dem Tisch fällt dabei, dass der „Schatz“ von Sexisten, Rassisten, Judenhassern und Imperialisten vergaben wurde. Mir wurde z.B. erst bei der Recherche für diesen Text bewusst, dass die Gebrüder Grimm auch Antisemiten waren.
Salop gesagt greift man auf deutsche Sagen,Märchen und Überlieferungen zurück hat man eine gute Chance ins Klo zu greifen. Im Fall der Kreatur Grolm und der Menschlichen Kultur der Norbaden hat man diese Chance gut genutzt und viele Klischees über Juden integriert.
Hinweis: Ich bin selbst keine Jude und habe mich auch jenseits vom Geschichtsunterricht auch wenig mit Antisemitismus auseinandergesetzt. Das das was ich hier aufzähle tatsächlich antisemitische Klischees sind habe ich mir von einer Antisemitismusforscherin bestätigen lassen. Die Behauptungen und Fehler bleiben aber meine eigenen.
Für Ortsfremde
Aventurien ist ein Fantasie-Kontinent der in DSA bespielt wird. Er erinnert an Mittelerde aus Herr der Ringe ist aber sehr viel detaillierter beschrieben. Wer einen Eindruck der Fülle gewinnen will kann sich mal im Wiki Aventurica umschauen.
Was sind eigentlich Grolme?
Die Grolme sind eine ausgedachte Spezies , die neben Menschen, Elfen und Zwergen usw. die Spielwelt von „Das schwarze Auge“(DSA) bevölkern. Grolme sind goldgierige Händler, die mit (magischen) Manipulationstechniken arbeiten um ihren Gewinn zu mehren.
In ganz Aventurien sind Grolme berühmtberüchtigt für ihre Goldgier und Geschäftstüchtigkeit, die ganz darauf ausgelegt ist, den Handelspartner zu benachteiligen.
Aventurisches Bestiarium 2016 S.32 Ulisses Spiele – ISBN 978-3957521187
Was hat das denn mit Juden zu tun?
Der Abschnitt oben liest sich alleine harmlos, aber beim durchblättern einer Weltbeschreibungen von Aventurien ist mir aufgefallen, das Grolme sehr an eine Klischeevorstellung von Juden erinnern. Die Parallelen in Bild und Text der Beschreibung sind sehr zahlreich.
Die zentralen Elemente des „grolmischen“ und des Antisemitischen Judenbilds sind das gleich: hinterlistiger, gieriger Händler.
Bilddarstellung
Ich staunte nicht schlecht, als das Bild für Grolme im Aventurischen Bestiarium sah: Grolme sind mit übergroßen Köpfen von Haus aus Karikaturen, zusammen mit der Halbglatze und der schiefen Körperhaltung könnte man meinen, dass das Bild des Grolms auf einer Antisemitische Karrikatur basiert die als Internet Meme Karriere gemacht hat. Die Illustration des Grolms orientiert sich aber viel mehr an denen aus früheren Publikationen. Diese liegen zeitlich deutlich vor der Verbreitung des happy merchant Memes.
Die Bildsprache für „gieriger, zwielichtiger Händler“ ist aber nochmals deutlich älter als die diskutierten Abbildungen. Leider gilt das auch für Judenfeindlichkeit, die wenigstens bis in die Antike zurück reicht. Beide Bilder greifen auf die selben Stereotype zurück. Der deutsche Antisemitismus ist weder mit Hitler geboren worden noch hat er nach 45 aufgehört, man kann sich nicht mit dem Bezug auf Sagen und Märchengestalten die ebenfalls antisemtisch sind und dem Grolm ähneln gegen die Kritik immunisieren. Ich wäre gewillt gewesen das als „dummer Zufall“ ab zu tun, wenn dann nicht auch noch der Text dazu käme, der weitere judenfeindliche Klischees wiedergibt und die Grolme noch mehr als Juden Aventuriens erscheinen lässt.
Textdarstellung
In diesem Abschnitt wird auf 2 Quellen im Bezug auf Grolme zurück gegriffen: „Aventurisches Bestiarium„(2015) , eine Beschreibung von Fauna in der Spielwelt von DSA, und „Historia Aventurica„(2015), einem „inner-aventurischem“ Geschichtsbuch.
Juden im Weltraum
Die Idee, dass es eine Gruppe (Volk, Rasse, Spezies) geben müsste die sich auf Handel spezialisiert und deshalb natürlich gierig und gemein sein muss, ist nichts was man dem schwarzen Auge oder auch nur dem gerne der Fantasie alleine zuschreiben kann. Es ist ein allgemeiner Topos. Im Science Fiction Genre kennt man als „Space Jews„, deutsch Weltraumjuden. Das Juden besonders häufig Handel trieben ist ein Märchen, es lag nicht „jüdischen Wesen“ sondern an Zinsverboten für Christen, das Geldwechsler oft jüdisch waren und schon damals als Ikone für Kritik an der Geldwirtschaft herhalten mussten. Genauso wenig sind „die Juden“ eigenbrötlerisch und bleiben lieber unter sich weil sie „halt so sind“ als das sie buchstäblich seit Jahrhunderten ausgestoßen wurden, was erst im 18. Jahrhundert mit der sogenannten Judenemanzipation langsam ab nahm.
Diese Verknüpfung von Handel und Bösartigkeit verweist auf einen allgemeinen Zeitgeist mit schlechtem Menschenbild. Ist es nicht viel mehr so, dass man durchaus Handel treiben kann aus guten Motiven, einfach um die Versorgung der Bevölkerung sicher zu stellen? Immer wieder zeigen Studien, dass Menschen (und auch einige Tiere) sehr ablehnend auf soziale Ungleichheit reagieren. Ein Händler der ständig seine Kunden übervorteilt hätte einfach bald keine Kunden mehr. (Wenn keine Zwangslage vorliegt)
Das Klischee des gierigen Händlers ist seit Jahrhunderten Antisemitisch geprägt.
Als Rollenspielbuch machen die Texte Setzungen für ihre Spielwelt. Wenn in einem Wertekasten zu einem Lebewesen „Goldgier“ als Eigenschaft steht, wie es bei den Grolmen der Fall ist, wird das zu einem prägenden Merkmal für alle Grolme.
Grolme sind keine Menschen, obwohl sie diesen grundsätzlich ähnlich sehen. Die Entmenschlichung, das „othering“, ist ein Mechanismus mit dem sich gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit selbst rechtfertigt.
Den Ork, den Zombie darf man verachten und töten – denn es sind ja keine Menschen. Ähnliches wurde über auch Juden gesagt. „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ ist z.B. so ein Spruch. Noch heute glaube viele Ärzte Schwarze hätten ein reduziertes Schmerzempfinden. All das ist ein Erbe aus der Zeit als man Misshandlungen dieser Gruppen beschönigen wollte.
Die aktuelle 5. Edition von „das schwarze Auge“ spricht zwar nicht mehr wie die vorherigen von Rasse sondern Spezies. In einer kritischen Lesart kann man aber den Grolm als vollständig rassifizierten, entmenschlichten Juden interpretieren.
Die Geschichte der Grolme
Warum ein Fass aufmachen wegen einer unglücklichen Illustration und dem gierigen Händler Topos? Weil die Geschichte und der soziale Stand der Grolme auch sehr ähnlich sind. In der „Historia Aventurica“ wird die ganze bekannte Geschichte Aventuriens wie in einem Geschichtsbuch zusammengefasst. Über die „Dunklen Zeiten“, was die DSA Version der Antike ist, steht dort, dass die Grolme aus der größten Stadt der Zeit Bosparan (welches sich laut offizieller Setzung an Rom anlehnt) gewaltsam vertrieben wurden. Was genau das selbe ist was den Juden in Rom geschehen ist. In der Tradition antisemitischer Narrative wird in Aventurien die Schuld für ihre Ausrottung den Grolmen selbst zugeschrieben sie haben extrem gierig die Bevölkerung ausgepresst und so den Zorn des Volkes auf sich gelenkt. Außerdem lassen Grolme gerne Sklaven anderer Spezies für sich im Bergwerk schuften.
Der Exodus der Grolme Während das Bosparanische Reich im Chaos der hereinbrechenden Dunklen Zeiten darniederliegt, sieht das Volk der Grolme die Gelegenheit gekommen, um sich an der Not der Menschen zu bereichern. Dabei haben sich die Grolme aber verkalkuliert, denn nach Jahren der grolmischen Preistreiberei und Überwucherung, schlägt der Zorn der Menschen auf einzelne Wucherer in Hass auf die ganze Grolmenheit um. So kommt es 500 v.BF in Bosparan zum Grolmenkrieg, in dem sämtliche Grolme der Stadt getötet, eingemauert oder vertrieben werden. Anderen grolmischen Siedlungen des Reiches ergeht es ähnlich. Die überlebenden Grolme wandern aus…[..]
Im Bann des Diamanten – aus der dunkle Zeiten Box S. 31
Die Grolme leben jetzt genauso heimatlos in einer Diaspora, wie die Juden vor der Gründung Israels. Auch wenn Exodus, wie viele Begriffe aus der Bibel, in die Alttagsprache übergegangen sind so ist Exodus ein Bibelzitat und Rückt die Grolme in die Nähe der biblischen Juden.
Zusätzlich gibt es dann noch ein Theaterstück aus dem im Bestiarium zitiert wird: „Der Feilscher von Festum“ ist angelehnt an „Der Kaufmann von Venedig“, ein antisemitisches Werk von Shakespeare. (Diese Einstufung als Antisemitisch ist umstritten, das dort auch entsprechende Stereotype bedient werden nicht.)
Grolme sind laut Bestiarium unreligiös aber ab und zu verehren Geister. Einige dieser Geister sind Dämonen die sich für Geister ausgeben. In Aventurien sind Dämonen nicht Sinnbild für das Böse sondern seine wahrhafte Verkörperung, so wie Magie als echt gesetzt ist, so ist das Seelenheil. In Aventurien können die Geweihten genannten Priester mit der Kraft ihrer Götter Wunder wirken. In der Geschichte der Welt gab es erst vor 20 Jahren einen Weltkrieg gegen Dämonenanbeter. Damit sind Grolme als mit dem „Bösen im Bunde“ gesetzt.
Aber
Es gibt praktisch nichts schlechtes was Juden nicht schon nachgesagt worden ist. Und es gibt auch Unterschiede zwischen Juden und Grolmen. Grolme sind im wesentlichen unreligiös. Sie haben Augen in stechenden Farben wie weiß, die Nase des Grolms ist keine Hakennase. Die Grolme tragen keine Nahmen wie Rahel, Schlemihl oder Feivel. Die grolmische Sprache hat keine Ähnlichkeiten mit jiddisch oder hebräisch. Auch laufen sie nicht mit Davidstern und Schläfenlocken herum oder leiten Banken.
Zusammenfassung
Die Liste von Parallelen zwischen Grolmen und Judendarstellung in NS-Propaganda ist zu lang um sie nicht zu problematisieren.
Grolm
antisemitsiches Klische von Juden
Übergroße Ohren
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Übergroße Nase
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sehen aus wie Menschen, sind aber keine
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Hände reiben
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Krumme Körperhaltung
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spitzer Haaransatz
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gierig
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wurden aus Ihrer Heimat vertreiben
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Leben in Diaspora
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Giftmischer
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Händler
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gerissen/hinterhältig
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mit Dämonen im Bunde/ böse Magie / falscher Glaube
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eine lange Liste unglücklicher Zufälle?
Der ehemalige DSA-Autor Uli Lindner bestätigte mir gegenüber, dass die Parallelen unter Autoren und in der Community durchaus diskutiert wurden, vor allem aber bei den Norbarden. Er wieß mich auch darauf hin, dass die Setzung der grolmischen Geschichte bereits vor der „die dunkle Zeiten“-Box aus der 4. DSA Edition erfolgt war und dort nur ausführlicher nieder geschrieben wurde. Allerdings wurde die Gelegenheit auch nicht genutzt etwas an der bisherigen Beschreibung zu ändern. Ein sogenannter Recon, also eine Veränderung des vorherigen Kanons gab es bei DSA immer wieder mal. Hier nicht. Im neueren Bestiarium findet sich aber nichts von der Verfolgungsgeschichte. Auch in neueren Publikationen werden die schon immer nur selten auftauchenden Grolme auch nicht so dargestellt, wie man es aus dem Bestarium erwarten könnte. So wird in der Zeitung der Spielwert, dem „Aventurischen Boten“, in Ausgabe 194 berichtet, dass ein Grolm nun an einer Magieschule seine Tradition der Magie unterichtet, ohne diesen als Händler oder außergewöhnlich gierig zu charakterisieren. Diese Auslassungen bzw. Wandel in der Darstellung lassen hoffen, dass auf die unnötige weitere heranrückung der Grolme an Juden durch die Verfolgungsgeschichte in der 5. Edition unterlassen wird. In ein ähnliches Horn stößt dieser Facebookpost vom Verlag bei dem den englischen Fans erklärt was ein Grolm ist und ebenfalls sagt, dass sie nicht alle böse sind.
Norbarden
Erinnert ihr euch noch als ich gelobt habe, dass die Grolme kein Jiddisch sprechen? Ratet mal wo man sich für die Sprache der Norbarden bedient hat! Genau, wäre auch zu schön gewesen wenn der Fantastik-Alman wenigstens das hätte sein lassen können. Konnte er nicht. Hadmar von Wieser, DSA Author, erzählt in dieser Diskussionsrunde, dass er die Anlehnung an das jiddische gewählt hat weil er damit schöne Erinnerungen seine jüdische Oma verbindet. Hier entblöße ich mich selbst. Die Idee einer Selbstdarstellung ist mir nie gekommen. Das einzige was ich erkennen kann ist die Negativdarstellung, denn eine Positivdarstellung jüdischer Kultur ist mir fremd.
Norbarden sind ebenfalls Händler so wie die Grolme. Sie reisen in matriachalen Familienverbänden, genannt Meschpoche (Anspielung auf das jiddische Mischpoke), durch den hohen Norden Aventuriens . Auch sie haben eine Vertreibungsgeschichte, sogar mehrere.
Aber im Gegensatz zu Grolmen ist die Darstellung der Norbarden facettenreicher und man kann einen Norbarden auch sympathisch finden. Die Kultur der Norbarden ist eine Mischung Sinti/Roma , Mongolen, Russen und kreativen eigenen Anteilen, sodass es mir persönlich hier weniger wie eine dumpfe Schablone des „gierigen Juden“ erscheint.
Aber hätte man nicht einfach auf die allzu offensichtlichen Hinweise auf unsere Welt sein lassen können? Ich sage: ja. Und man hätte gut daran getan.
Hier sieht man jedoch, dass wenn sich die Redaktion bewusst ist, dass sie hier ein schwieriges Erbe des ältesten und größten deutschen Rollenspiels in der Hand hat dazu in der Lage ist aus einem als Klischee angelegten Topos eine phantasiervolle Kultur zu machen.
Fazit
Ich will einfach kein Aventurien, dem man anmerkt, dass es 30 Jahre alt ist und in vielen gesellschaftlichen Debatten in dieser Zeit hängen geblieben ist. Relikte wie die oben genannten oder Militäroperationen die „zufällig“ gleich heißen wie Aktionen der Nationalsozialisten zur Vernichtung der Juden kann ich nicht witzig finden.
Aventurien ist so offensichtlich mit einer weißen Hemdsärmeligkeit entstanden, dass es schmerzt. Die Idee das es witzig/cool oder auch in Ordnung wäre aus aller Herren Länder Aspekte wild zusammen zu würfeln um exotische Abenteuer zu erleben ist der zentrale Fehler der weißen Phantastik. Damit ist die DSA Redaktion nicht allein, aber Ulisses ist halt die einzige Firma bei der es mir nahe geht. Als Fan eben. Einige der wenigen Firmen wo ich zumindest die Hoffnung habe, dass die „Vogelstrauß-Taktik“ nicht der dominante Umgang mit dem eigenen Handeln ist.
Die heutige DSA Redaktion besteht vor allem aus Hardcore DSA Fans. Die diese Welt so kennen gelernt haben und mögen. Selbst in diesem Bewusstsein fällt es mir schwer zu verstehen wie man die Grolme noch so gestalten kann wie wir sie bis heute in DSA sehen. Einerseits wird so viel Arbeit und Recherche in die Veröffentlichungen gesteckt und dennoch solche Fehler gemacht.
Ich finde diese Wiedergaben von Klischees von marginalisierte Gruppen keine Bereicherung für mein Rollenspiel, es ist auch nicht so als ob dort für Unterschiedliche Menschen eine Identifikationsfläche entstehen würde. Für die mehrheitlichen weißen männlichen Spieler und Autoren die in ihrer Sensibilisierung der Mehrheit der Deutschen entsprechen mag das alles coole „Eastereggs“ sein. Für mich sind es Schandflecke.
Und da es immer wieder zu Verwirrungen kommt: Ich glaube nicht, dass die Spielerschaft oder die an DSA Schaffenden besonders Diskriminierend sind. Aber wie sagt man so schön: mein Fuß tut auch weh, wenn du aus versehen drauf getreten bist. Ich stelle niemanden in die „rechte Ecke“ ich möchte vielmehr sagen: das ist unser aller Haus und da liegt Dreck. Dreck der da schon so lange liegt, dass man meinen könnte er gehört zur Einrichtung.
Slide auf der Ulisses Onlinecon 2020, wohin die Mehrwehrsteuer-Ersparnis gespendet wird. unter anderem die Amadeu Antionio Stiftung, die wichtige Bildungsarbeit zu Antisemitismus und Rassismus leistet
RPGISTA Antifacista – ein Antifa Logo mit W20 Würfeln
Gerade jetzt erwarte ich von allen mit denen ich emotional Verbunden bin aufrichtiges Engagement gegen Rassismus. Für mich gehören in diese Gruppe Rollenspiel- und Spielverlage.
Deutsche Verlage
Noch bis einschließlich zum 07.20.2020 spendet der Uhrwerkverlag(Splittermond) 10% seines Shopumsatzes an die Stiftung gegen Rassismus. Das ist leider die einzige echte Solidarität aus dem deutschsprachigen Rollenspielbereich von Verlagsseite bisher.
Von Ulisses-Spiele (Das schwarze Auge, Torg) hört man nichts. Die US Abteilung, Ulisses International, hatte auf Facebook das Profilbild für 24 Stunden schwarz gestellt. Enttäuschend für ein Unternehmen, dass für sich in Anspruch nimmt „Intoleranz und Hass nicht zu dulden“[vgl. Statement zu Wege der Vereinigungen]. Update 9. Juni: im Bundle of Holding wird auch eine Charity gegen Polizeigewalt durch Ulisses International unterstützt.
Bei Pegasusspiele (Shadowrun,Cuthulu) schweigt man sich auch aus und hat keinerlei Zeichen der Solidarität gesendet. Auch wenn sie scheinbar bei Spielend für Toleranz dabei sind.
Deutsches Fandom
Das deutsche Fandom und seine Medien haben eine Tradition als „politische“ zu Weg zu drücken. Eine Diskussion über gesellschaftlich Relevantes ist idr. unerwünscht. Die meisten Foren und Facebook Gruppen haben einen Themenbereich den sie Abdecken wollen und dementsprechende Regeln. Leider ist es okay Alltagsrassismus in Rollenspiel-Foren wie dem Orkenspalter (inwischen das offzielle DSA Forum) ab zu laden. Diesen zu Kritisieren macht einen aber zum Störenfried. Die gelebte Admin praxis threads die dann zu „grundsätzlich“ werden einfach zu schließen, macht es dann leicht unliebsame Diskussionen durch einfaches Trollen zu unterbinden.
Es herrscht allem Anschein nach die Überzeugung vor „bitte nicht mit anderer Leuts Problemen“ behelligt werden zu wollen. Von Rassismus Betroffene würden auch gerne einfach beschließen mit Rassismus nichts mehr zu merken. Leider lässt sie die weiße Gesellschaft nicht in Ruhe.
Neben dem oben genannten Post habe ich noch diese Positionierungen gefunden (gerne in den Kommentraren ergänzen):
Es wurden die Twitter/Facebook und Website der Unternehmen der letzten 2 Wochen nach entsprechenden Beiträgen durchsucht.
Ich hoffe, dass Ulisses und Pegasus Ihr Schweigen brechen. Für mich sind Rollenspielverlage nicht einfach irgendwelche Firmen, dafür ist mir das Hobby Rollenspiel zu wichtig. Das Schweigen jetzt entlarvt für mich das bisherige „Engagement“ als reines Marketing.
Und bevor jemand sich berufen fühlt zu sagen, dass das nichts mit Deutschland zu tun hat. Bitte lest einfach mal ein wenig. Weniger „Rassismus als die USA“ ist immer noch zuviel Rassismus. Wer als weißer Mensch Teil der Lösung sein will muss natürlich mehr tun als schwarze Bilder posten. Ein guter Einstieg ist das Buch „Exit Racism“ von Tupoka Ogette. Das kann man sich auch auf Spotify als Hörbuch anhören.